pädagogik

sozialisation
 

Menschen werden von ihrer Umwelt geprägt und beeinflußt. Besonders Kinder und Jugendliche werden von der Umwelt, in der sie leben, den Menschen, mit denen sie zusammenleben und die sie treffen, von Musik, Trends, Mode und vielem mehr beeinflußt.

Eltern, Schule und Gesellschaft vermitteln Werte, Normen und Überzeugungen. Die Art und Weise wie Menschen zusammenleben, was sie für gut und richtig bzw. für schlecht und falsch halten, wirkt auf den einzelnen Menschen in der Gemeinschaft. Entweder der einzelne übernimmt die Vorstellungen und integriert sich oder er lehnt sie ab und riskiert, ausgegrenzt zu werden.

Das alles prägt den Menschen in seinen grundsätzlichen Überzeugungen und Werten.

Beeinflußt wird er aber auch von Mode, Filmen, Trends, Musik usw. Das heißt, diese Dinge wirken auf uns ein, jedoch nicht so intensiv wie die Dinge, von denen wir geprägt werden.

Und was hat das mit meiner Arbeit als GruppenleiterIn zu tun?

Bei der Arbeit mit Gruppen solltest Du Dir immer mal wieder bewußt machen, wodurch die TeilnehmerInnen beeinflußt werden.

Ein einfaches Beispiel: Du kommst zur Gruppenstunde und merkst, daß die TeilnehmerInnen unruhig sind. Durch Nachfragen erfährst Du, daß es gerade Streß in der Schule gibt. Nun weißt Du was los ist und kannst darauf eingehen, indem Du mit der Gruppe über das Problem sprichst.

Oder eine Popruppe hat sich aufgelöst und Deine Gruppenmitglieder sind die weltgrößten Fans der Gruppe. Natürlich kannst Du nicht einfach nach Plan Deine Gruppenstunde durchziehen, Du solltest Dich zuerst mit der Gruppe auseinandersetzen.

Dies sind sicherlich sehr einfache Beispiele, aber auch die Trennung vom ersten Freund kann für ein Gruppenmitglied momentan sehr wichtig sein, oder es gibt Streß im Stadtteil, oder mit den Eltern...

 

 

gruppenprozesse
 

Eine Gruppe durchläuft während ihres Bestehens verschiedene Phasen. Auf der folgenden Seite findest Du ein Modell, das beispielhaft den Ablauf einer Gruppe beschreibt. Das Modell ist nicht die "absolute Wahrheit", sondern ein Hilfsmittel, um den Gruppenprozeß einschätzen zu können. Es ist immer sinnvoll ist, sich zu verdeutlichen, an welchem Punkt die Gruppe gerade steht, denn in jeder Phase gibt es Methoden, mit denen Du den Prozeß hilfreich unterstützen und Dir gleichzeitig Frust aus mißlungenen Programmpunkten ersparen kannst.

Alles hat seinen Platz

Es ist bspw. wenig sinnvoll, schon in der ersten Phase einer Gruppe konkrete Ergebnisse zu erwarten. Am Anfang sind Kennenlernspiele angesagt, die das Lernen der Namen ermöglichen. Im anschließenden Machtkampf um die Rollen kannst Du durch gut gewählte Methoden vermeiden, daß Gewinner und Verlierer entstehen und die Grsuppe schon am Anfang zu große Konflikte austragen muß. Erst nachdem Vertrauen gewachsen und erprobt ist, kann die Gruppe sich ihrem Zweck widmen und zu guten Erfolgen kommen. Wurde die Gruppe mit einem klaren Ziel gegründet, ist es in der Regel die Aufgabe des Leiters durch eine geschickte Methodenwahl die ersten Phasen zu verkürzen, um mit der Gruppe eine Arbeitsfähigkeit zu erlangen (z. B. bei einer Gruppenleiterschulung, einer Aktions- oder Arbeitsgruppe). Hat die Gruppe ihren Zweck erreicht, wird sie sich im Normalfall wieder auflösen. Wichtig für Dich ist es, in dieser Phase darauf zu achten, daß eine Auswertung erfolgt und alle offenen Fragen (Reste) geklärt werden.

 

 
 

 

 leitungsstile
 

Spätestens in der Schule bemerkt jedes Kind, daß es unterschiedliche Formen der Erziehung gibt. Sowohl im Elternhaus als auch im Schulunterricht gibt es eine große Bandbreite an Methoden, um Probleme zu lösen, Regeln durchzusetzen und Lerninhalte zu transportieren.

Partnerschaftlich - demokratische Leitung

Es paßt zwar nicht jeder Stil zu jeder Situation, doch sollte die Basis des "miteinander Umgehens" grundsätzlich partnerschaftlich - demokratisch geprägt sein. Dabei werden zunächst alle Positionen gehört und erörtert, um dann eine Vereinbarung zu treffen, die im Ergebnis von allen "unterschrieben" werden kann. Dieses Vorgehen schafft eine hohe Transparenz und führt zu nachvollziehbaren Regeln und Entscheidungen. Die Einhaltung der "Verträge" muß nicht nur durch den Gruppenleiter überwacht werden, da alle "Vertragsparteien" mitverantwortlich sind. Zudem ermöglicht dieser Stil ein gemeinsames Lernen demokratischer Auseinandersetzungsformen und schon frühzeitig eine altersgerechte Beteiligung an der verantwortlichen Leitung (Regierung).

Autoritäre Leitung

Wenn auch grundsätzlich der Dialog, also die gemeinsame Auseinandersetzung mit dem "Problem" im Mittelpunkt stehen sollte, gibt es Zusammenhänge, in denen eine breite Erörterung nicht angesagt ist. Bestes Beispiel hierfür ist ein Löscheinsatz der Feuerwehr. Es ist sicher einsehbar, dass eine längere Diskussion über die beste Löschmethode dem Erreichen des Zieles eher entgegenstehen würde, d. h. in diesem Fall ist eine klare hierarchische Autorität gefragt, die eindeutige Anweisungen gibt. Spätestens in der "Reflexion" des Einsatzes sollte dann aber wieder zur "partnerschaftlich - demokratischen Normalität" zurück gekehrt werden.

Laissez Fair

In den späten 60er Jahren etablierte sich die "antiautoritäre Erziehung", die dem Lebensgefühl der 68er Flower - Power - Bewegung Rechnung trug und jede Form von Autorität und Leitung ausschloß. Das Lernen findet anhand von eigenen Erfahrungen statt, was in der Konsequenz bedeutet, daß der Leiter eigentlich überflüssig ist. Schon aufgrund der Aufsichtspflicht wird dieser Stil in der Regel für die Jugendarbeit keine tragende Bedeutung haben. Einzelne Elemente können aber für Gruppen mit niedrigem Leitungsbedarf durchaus genutzt werden, wenn die entsprechende Eigenverantwortlichkeit gegeben ist.
 

  • Leiten heißt nicht herrschen!
  • Nicht alles steht zur Diskussion, aber es muß erklärt werden!
  • Ein gutes Argument bringt mehr als 10 "schlechte Verbote"!
  • Es muß kein Kind unter die Räder kommen, um zu lernen, daß die Straße kein Spielplatz ist!
     

 

 

 gruppenregeln
 

Vorgegebene Regeln:

* Gesetze und Verordnungen
* Verbands- oder trägerinterne Regeln
* Förderungsbedingungen

Diese Regeln stehen nicht zur Diskussion, es stellt sich lediglich die Frage, wie sie durchzusetzen sind und ob im einzelnen pädagogische Gesichtspunkte eine differenzierte Auseinandersetzung mit ihnen notwendig machen.

Gesellschaftliche Regeln:

* Umgangsformen
* Traditionen
* Verhaltensweisen und Kulturen

Verabredete Regeln:

* Rechte und Pflichten in der Gruppe
* Kommunikationsregeln
* Kritikformen und -regeln

Viele GruppenleiterInnen neigen dazu ein sehr komplexes Regelwerk vorzugeben, in dem alle Widrigkeiten des täglichen Lebens erfaßt sind. Ein paar grundlegende Gedanken vorweg öffnen den Blick für das wirklich Wichtige.

Die erste Überlegung sollte den Konsequenzen (Sanktionen) gelten. Die einzig ernste Sanktion ist der Gruppenverweis (Hausverbot, ìNach Hause schickenî). Stellt sich die Frage, ob Du diese Möglichkeit nutzen willst oder nicht? Jedenfalls sollte mit der Sanktion nur gedroht werden, wenn sie auch tatsächlich greifen könnte, sonst dürfte sie eher die Glaubwürdigkeit des Gruppenleiters oder der Gruppenleiterin in Frage stellen.
 

 

Es stellt sich im weiteren die Frage, ob als Gruppenregeln die geltenden Gesetze wiederholt werden müssen und sollen? Drogen, Waffen und Gewalt sind schon verboten und werden durch die Teilnahme an der Jugendarbeit nicht legitimer. Es stellt sich vielmehr die Frage nach dem pädagogischen Umgang mit diesen Phänomenen.

Vielfach werden Regeln dann eingesetzt, wenn die Leitung sich im Umgang mit dem Sachverhalt unsicher fühlt. Dies ist durchaus legitim, da einE GruppenleiterIn naturgemäß nicht in allen Bereichen kompetent sein kann und muß. Doch solltest Du Dir über diesen Zusammenhang im klaren sein und mit der Zeit versuchen Deine Kompetenz zu steigern.

Je größer Deine Sicherheit im Umgang mit möglichen Problemen ist, je weniger Regeln benötigst Du. Im Idealfall kommst Du mit wenigen ìGrundrechtenî aus, von denen sich sehr viel ableiten läßt.
 

  • Deine Gruppe oder Freizeit beginnt für alle viel angenehmer, wenn ihr über Rechte redet (und das solltet ihr in diesem Fall immer machen), als wenn ihr Verbote bekannt gebt.

Rechte, damit es allen gut geht!

  • JedeR hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit
  • JedeR hat das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung
  • JedeR ist für sich selbst und die Gruppe verantwortlich 

 

  • Achtet darauf, daß die Regeln, die ihr aufstellt auch für alle einhaltbar sind. Wenn Du eineN drogenabhängigeN FreizeitteilnehmerIn dabei hast, ist es unrealistisch Drogen zu verbieten. Überlege Dir lieber vorher, ob Du Dir zutraust mit diesem Problem pädagogisch umzugehen. Es wäre sonst für alle besser, wenn der / die Abhängige zu Hause bleibt.
  • Nichts ist verboten, weil es so geregelt ist. Es sollte für jede Regel auch eine logische und nachvollziehbare Erklärung geben, die für die TeilnehmerInnen oftmals viel überzeugender wirkt, als ein abstraktes Verbot. Versuche immer, den TeilnehmernInnen zu erklären, warum es für sie sinnvoll ist, eine Regel einzuhalten.
  • Stelle nur Regeln auf, wenn Du auch gewillt bist, ihre Einhaltung durchzusetzen. Ein Rauchverbot bspw. ist nutzlos, wenn Du schon vorher weißt, daß Du die Einhaltung nicht überwachen kannst und willst.
  • Regeln gelten für alle! Frage Dich immer, ob Du selbst die Regel auch einhalten kannst und willst? Wenn Alkohol verboten ist, macht es sich sehr schlecht, wenn die LeiterInnen abends bei Bier und Wein sitzen, ìweil das ja was anderes istî.
  • Weniger ist mehr! Regele nur, was unbedingt geregelt werden muß. Niemand liest sich gerne eine zweiseitige Hausordnung durch und behält, was er gelesen hat

Was wollen wir regeln?

Mit welchen Regeln?

Wie werden sie bekanntgegeben?
(Schwarzes Brett, in Gruppen erklären, wiederholen)

Wie werden sie durchgesetzt?
(Androhungen)

Wie wird bei Verstoß gehandelt?
(Sanktionen)

Wollen wir das überhaupt?

Müssen bestimmte Regeln sein?
(Gesetz)

Wie kommen wir zu Gruppenregeln?
(Mit den TeilnehmerInnen oder autoritär?)

 

 

interventionen
 

Leiten heißt eingreifen

Vielleicht die wichtigste Tugend beim Leiten von Gruppen ist "der Mut zum Eingreifen (Intervenieren)". Die besten Konzepte und die tollsten Regeln nutzen wenig, wenn niemand sie um- bzw. durchsetzt. Geradezu selbstverständlich ist es natürlich, daß klare Regelverstöße zu einer Konsequenz führen müssen, doch schon an diesem Punkt stellt sich häufig die Frage, ob sich die Leitung dem "Sanktionsstreß" überhaupt aussetzen will oder über gewisse Dinge hinweg gesehen wird. Eine fatale Frage, denn es entscheidet sich an dieser Stelle, wie glaubwürdig das Team ist und wie ernst die Regeln gemeint sind. Wer einmal bewußt wegsieht hat zukünftig immer das Argument "...da hast du ja auch nicht..." gegen sich.

Die Kunst des "guten Gruppenleitens" ist vor allem die Fähigkeit vorausschauend und sehr frühzeitig in mögliche Konfliktpotentiale einzugreifen, damit es gar nicht erst zur Krisensituation kommt. Konflikte haben die gleiche Dynamik wie Dammbrüche: Wo ein kleines Loch ist bricht der Damm sehr schnell (das heißt dann Eskalation)! Aufgabe der Leitung ist es also die "kleinen Löcher zu suchen" und mit ihnen zu arbeiten. Es ist jedenfalls einfacher mit den kleinen Schwächen einzelner zu arbeiten, als später AußenseiterInnen in die Gruppe zu integrieren. Auch ist ein klärendes Gespräch mit zwei Verliebten ratsamer, als die Schwangerschaftsberatung nach dem "Unfall".

Sehen - hören - sprechen

Hinsehen und mitbekommen was in der Gruppe gerade läuft, ist die Voraussetzung zur Intervention, das bedeutet, daß die Gruppenleitung immer mitten im Geschehen sein muß und nichts an ihr vorbei gehen darf.

Zuhören, um heraus zu bekommen, ob tatsächlich eine Intervention nötig ist, denn oft kann die Gruppe sich auch selbst helfen und eigenständig Probleme lösen oder Sachverhalte regeln. Intervention soll "nötig" sein!

Das Ansprechen ist die eigentliche Intervention. Bei unklaren Situationen hilft gelegentlich die Frage weiter (Was ist los? Wie geht es euch? Kann ich euch helfen?) .

Ist eine Intervention für nötig befunden, sollte sie auch sofort umgesetzt werden.

Hat die Gruppe selbst eine interventionsverdächtige Situation geregelt, sollte auch das positv bemerkt werden (Klasse, wie ihr das geregelt habt!).

 

 

reflexion
 

Bei der Reflexion (oder Auswertung) machst Du Dir Gedanken darüber , wie eine Veranstaltung, eine Gruppenstunde oder eine Arbeitseinheit gelaufen ist: was war gut und was weniger gut. Das kann Dir bei der Vorbereitung weiterer Arbeitseinheiten, Gruppenstunden, Ferienfreizeiten, oder was auch immer Du in Deiner Jugendarbeit machst, helfen.

Du kannst zum einen mit den TeilnehmerInnen reflektieren und zum anderen mit den TeamerInnen (die Leute, die die Veranstaltung leiten).

Durch die Reflexion in der Gruppe bekommst Du Rückmeldungen von der Gruppe, das sogenannte feed back. Die TeilnehmerInnen haben dabei die Gelegenheit zu sagen, was ihnen gut gefallen hat und was weniger. Äußern können sie sich beispielsweise zu den behandelten Inhalten, zu den verwendeten Methoden und zu der Art der Leitung, also wie Du Dich den TeilnehmerInnen gegenüber verhalten hast und welche Inhalte Du wie transportiert hast.

Die Reflexion im Team kann beispielsweise Unterschiede in den Leitungsstilen aufdecken, die dann thematisiert werden müssen. Ohne eine Auseinandersetzung können die verschiedenen Auffassungen, Leitung in einer Gruppe wahrzunehmen zu Konflikten führen. Durch regelmäßige Reflexionen können solche Probleme umgangen werden.
 

Die Wahrnehmung ein und derselben Situation kann völlig unterschiedlich aussehen. Eine Arbeitseinheit hat einem Teamer gut gefallen, für eine Teilnehmerin waren die verwendeten Methoden jedoch überhaupt nicht ansprechend. Das Empfinden von Situationen gerade in Gruppen ist sehr persönlich und kann daher ganz unterschiedlich ausfallen. Daher kann eine sinnvolle Reflexion eigentlich nur mit mehreren Personen gemacht werden.

Außerdem erfährst Du, wie andere Menschen Dich in der Gruppe wahrnehmen. Dadurch kannst Du lernen, Dich besser einzuschätzen und selbstsicherer mit Gruppen umzugehen.

Wird in festen Gruppen oder bei Veranstaltungen mit mehreren Arbeitseinheiten regelmäßig reflektiert, wird es einfacher, die Gruppe einzuschätzen und auf den Gruppenprozeß konstruktiv einzugehen. Du weißt so immer, wo sich die Gruppe gerade befindet.

 

Methoden zur Reflexion findest Du im Methodenteil des Heftes.
 


5 "goldene Regeln" zum feed back

 

Sprich von Dir und Deinem Eindruck

(Du bist nicht "man" oder "wir")

Lasse den anderen aussprechen

(Du weißt sonst nicht was er wirklich sagen will)

Sprich von konkreten Einzelheiten

(Es ist nicht alles schlecht/gut)

Lasse dem anderen einen Ausweg

(In die Ecke gedrängt zu werden "blockiert")

Sage auch, was Dir gut gefallen hat

 

 

beratung
 

Bist Du als GruppenleiterIn erstmal richtig etabliert und von der Gruppe anerkannt, wirst Du auch schnell zum Idol, zum Vorbild und zum gern gefragten Ratgeber. Auf der Basis eines gewachsenen Vertrauensverhältnisses wirst Du oftmals in Situationen geraten, die Dir vielleicht unangenehm sind oder Dich überfordern. Einerseits bist Du oftmals das "Objekt der Begierde", weil TeilnehmerInnen sich in Dich verlieben und mehr fordern als Du geben möchtest, andererseits wirst Du als "Seelsorger" und Vertrauensperson in die intimsten Dinge eingeweiht. Läßt sich das erste im Spannungsfeld gesetzlicher Vorgaben und eigener Gefühle noch relativ einfach bewerten und entscheiden, so ist der zweite Bereich durchaus komplizierter, weil Dein Rat als FreundIn und VertrauteR gefragt ist, egal ob Du von dem Thema etwas verstehst oder nicht. Von den banalsten Kleinigkeiten bis zu ernsthaften Lebens Krisen kann Dich alles erreichen. Dabei ist auch in der "ganz normalen Gruppenarbeit" zunehmend zu beobachten, daß die harten Probleme zunehmen. Ob Alkohol- und Drogenprobleme, Kriminalität, Prostitution oder sexueller Mißbrauch, viele Fragen werden Dich einfach überfordern, doch in der Regel kannst Du das Gespräch nicht beenden, indem Du Dich für nicht zuständig erklärst.

Wie also damit umgehen?

Es sollen an dieser Stelle nur einige Hinweise und Anregungen erwähnt werden:

  • Denke rechtzeitig vor dem ersten "Problem" darüber nach, wie Du Dich verhalten kannst. Überlege Dir, was Du Dir zutraust und was nicht.
  • Höre zunächst einmal sehr genau zu, was Dein Gegenüber eigentlich sagt.
  • Oft mußt Du auch "zwischen den Zeilen lesen", weil das eigentliche Problem ein ganz anderes ist.
  • Wende Dich ggf. an eine spezielle Beratungsstelle (z. B. in den Gelben Seiten zu finden). Dein "Klient" wird es Dir danken, wenn Du beim ersten Termin mitgehst.
  • Wenn Du nicht mehr weiter weißt, sage das auch Deinem Gegenüber. Gemeinsame Ratlosigkeit ist oft besser als falsche Ratschläge.
  • Versuche nicht den / die RatsuchendeN zu etwas zu drängen, was er / sie überhaupt nicht will.
  • Besuche Fortbildungen zu Themen wie Gesprächsführung, Beratung und Kommunikation
     

 

 

ziele
 

Fragt man ehrenamtliche GruppenleiterInnen nach den Gründen für ihr Engagement, so wird oft in der Antwort Spaß, Lust und Gemeinschaft benannt. Der befragte Spitzenfunktionär führt auf diese Frage hin gerne die Ziele des Verbandes ins Feld und weist auf Werte, soziales Lernen und Kompetenz als mündigeR politischeR BürgerIn hin.

Beide Antworten sind natürlich richtig! Eine Realität ist es aber, daß kaum ein junger Mensch sich die Mitgliedschaft in einem Verband / einer Gruppe nach den Verbandszielen aussucht. Es sind in der Regel eher die Einflüsse der wichtigsten Sozialisationsinstanzen, die Kinder und Jugendliche auf der Suche nach "Spaß, Lust und Gemeinschaft" in eine Jugendgruppe leiten. Wenn aus diesen Mitgliedern dann GruppenleiterInnen werden, hat sich oft nicht viel geändert. Ehrenamtliches Engagement ist zu einem großen Teil rein egoistisch motiviert (Selbstbefriedigung) und das ist auch gut so. Keiner wird seine kostbare Zeit mit "unbezahlter Arbeit" verbringen, wenn er / sie dabei keine Freude empfindet und nichts "mit nach Hause nehmen" kann. Erst im Laufe der Jahre und mit zunehmendem Engagement findet eine größere Identifikation mit dem Verband oder der ihn begründenden Ideologie statt. Erst jetzt spielen auch die großen Verbandsziele eine Rolle und können zur Handlungsmotivation werden.

Ziele sind wichtig, damit in einem laufenden Gruppenprozeß nicht die Richtung verloren geht. Im Rahmen der Reflexion einzelner Gruppenphasen kann immer wieder festgestellt werden, an welchem Punkt sich die Gruppe im Hinblick auf das Ziel gerade befindet. Dabei lassen sich auch die einzelnen Inhalte und Methoden darauf hin überprüfen, ob sie dem Erreichen des Zieles dienlich sind (man nennt das heute "Qualitätssicherung").

Wichtig ist es dabei zu beachten, daß es verschiedene Zielebenen gibt:

  • Gesellschafts- und sozialpolitische Ziele, wie sie bspw. im Kinder- und Jugendhilfegesetz formuliert sind (siehe Anhang).
  • Ideologisch geprägte Verbandsziele, die in der Satzung oder Ordnung des Verbandes stehen (christliche Orientierung, gewerkschaftliche Arbeitnehmervertretung, ökologische Ziele, Sport o. ä.).
  • Persönliche Ziele der Gruppenleitung sowie der -mitglieder (ohne Eltern verreisen, Schulabschluß schaffen, eineN FreundIn finden, Spaß, Lust, Liebe....)